SexualbegleitungTaoismus
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Tantra

Bei Tantra denken die meisten Menschen zuerst an Sexpraktiken, erotische Massagen und Ekstasekult. Doch es bedeutet weitaus mehr als sexuelle Luststeigerung. Es ist eine indische Philosophie mit vielen Facetten, die nicht alle mit Sex zu tun haben müssen.


Tantra ist eine Strömung der indischen Philosophie, die im frühen Mittelalter entstand und als eine esoterische Form des Hinduismus gilt, die später auch im Buddhismus ihre Bedeutung fand. Übersetzt bedeutet das Wort Tantra so etwas wie das Instrument zur Ausweitung des Bewusstseins. Dank dieser Lehre wurde die Entdeckung der Energiezentren des Menschen, auch Chakras genannt, erst möglich gemacht. Laut der tantrischen Philosophie ist jedes Individuum eine Manifestation seiner Chakras. Alles, was um ihn herum geschieht, ist eine Offenbarung des Produktes seines Bewusstseins. Die ayurvedische und die traditionelle chinesische Medizin arbeiten mit diesen Chakras, beispielsweise bei der Akupunkturbehandlung. Laut der tantrischen Philosophie sind Krankheiten Blockaden in den Energiezentren, die aufgehoben werden müssen, um diese Krankheiten zu heilen.

 
Ziel dieser hinduistischen Strömung ist das Einswerden mit dem Göttlichen, die Verschmelzung von Materie und Geist. Dieses Ziel soll durch das Aufsagen von Mantras und dem Durchführen von rituellen Finger- und Handbewegungen, den Mudras, erreicht werden.

 
Seinen frivolen Ruf verdankt Tantra dem Nyasa, den sakral-sexuellen Praktiken. Gelehrte reisten im 17. Jahrhundert nach Indien und berichteten bei ihrer Rückkehr nach Europa von diesen sexuellen Übungen. Die gerade christianisierte westliche Welt stand unter Schock, bezeichnete die Inder als rückständig und ihre tantrischen Rituale als pervers und okkult. So gilt das Kamasutra auch heute noch als erotische Anleitung und als Sinnbild des Tantra, was das Bild dieser Philosophie völlig verzerrt. In Wahrheit ist das Kamasutra ein höfischer Eheratgeber, der jungen Paaren beim Schritt in die gemeinsame Zukunft zur Seite stehen sollte. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts klärte der britische Orientalist Sir John Woodroffe die Bevölkerung in Europa über die wahre Bedeutung des Tantrismus auf. Er probierte einige Praktiken und Rituale selbst aus und verstand diese Lehre eher für eine ethische Schule anstatt sie als einen Freibrief für Sex-Orgien zu sehen.


Heute werden Tantra-Praktiken vor allem zur Steigerung der sexuellen Lust angewendet. Spezielle Tantramassagen sollen helfen, die eigene Sinnlichkeit zu entdecken und Hemmungen abzubauen. Dabei wird oft der ganze Körper bis hin zu den äusseren Geschlechtsorganen mit einbezogen. Spezielle Studios bieten Tantramassagen an, aber auch Seminare für Paare, die Tantramassagen und andere tantrische Sexualpraktiken erlernen wollen, um ihr Lustempfinden zu steigern.